Alexandra Renkawitz und Ulrike Keim: Schutzschild Darm

Spätestens seit dem Bestseller „Darm mit Charme“ von Gulia Enders werden Darm, Stoffwechsel, Immunsystem und Gesundheit als Ganzes wahrgenommen. Der Zusammenhang von Darmgesundheit und vielen Erkrankungen ist unbestritten und nicht nur im Hinblick auf die so genannten Wohlstandskrankheiten. Das hochaktuelle Thema wird nicht nur in Fachkreisen, sondern vermehrt auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Seit die DNA-Analyse des Mikrobioms zu einem Forschungsschwerpunkt geworden ist, werden laufend neue Erkenntnisse generiert. Diese führen u.a. zu erweiterten Therapieansätzen und nicht zuletzt auch zu präziseren Ernährungsempfehlungen.
Die Autorinnen Dipl. oec. troph. Alexandra Renkawitz und Dr.med. med. Ulrike Keim – beide Mitglieder des AMT – gehen alldem in ihrem Ratgeber auf den Grund. Sie erklären in ihrem Buch die Zusammenhänge zwischen den Dysbiosen – den ungünstigen Veränderungen der Mikroben-Gesellschaft (unserer Mikroökologie) – und Erkrankungen. Dabei ist v.a. die Besiedlung der Grenzflächen an der Darmschleimhaut im Fokus. Verdauungsstörungen, Unwohlsein, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Pruritus, Ekzeme, bis zur Entwicklung eines Reizdarms auch die Entwicklung so unterschiedlicher Krankheiten wie Autoimmunkrankheiten ,z.B.: Multipler Sklerose oder Hashimoto-Thyreoiditis, Allergien, von Heuschnupfen bis atopischer Dermatitis ) und neurologische Erkrankungen wie Depression und Morbus Parkinson können durch Dysbiosen mitverursacht bzw. getriggert werden. Auf die Krankheitsbilder sorgfältig abgestimmt sind Diagnostik, Behandlungsstrategien und konkrete Ernährungsempfehlungen, denn so ziemlich jedes für uns günstige Bakterium hat seine Nahrungspräferenzen, – ist es nicht mehr nachweisbar, lässt es sich mit der entsprechenden Speise in vielen Fällen wieder ansiedeln.
Eine aktive Prävention im Sinne eines Selbstmanagements ist den Autorinnen ein besonderes Anliegen: Durch ein bewussteres Essverhalten im Sinne einer „GutBalance“,,was also unserem Darm und seinen nützlichen Mitbewohnern guttut, oder durch ein verändertes Verhalten, wie z.B. Stressabbau, Förderung der Resilienz und ausreichend Bewegung, laufen ins Stocken geratene Stoffwechselprozesse wieder rund. Dadurch optimiert sich die Versorgung des Organismus mit allen wichtigen Substanzen, und das wiederum ermöglicht es dem Immunsystem kompetent und reaktionsfähig zu agieren
Die Autorinnen zeigen anschaulich, wie die unterschiedlichen Strukturen im Körper miteinander kommunizieren: Das Immunsystem mit seinen Zellen und Botenstoffen, kooperiert mit der der Schleimhaut/Haut-assoziierten Mikrobiota. Ganz wesentlich für einen reibungslosen Ablauf ist die zahlenmäßige Population der in und auf uns ansässigen Mikroorganismen, die man übersichtshalber in funktionelle Gruppen einteilt.
in diesem Sinn ist das Buch ein umfassendes Nachschlagewerk für Patienten und Therapierende, die hier Antworten auf Fragen zum Umgang mit einer gestörten Mikroökologie finden. Dabei werden vor allem regulative Maßnahmen und Optionen aus dem Bereich der komplementären bzw. biologischen Medizin aufgeführt. Darunter pro- und präbiotische Strategien, phytotherapeutische und homöopathische Interventionen sowie gezielte Nahrungsergänzungen. Vervollständigt wird der Therapieteil durch ausführliche Ernährungspläne und Rezepte, die auf das jeweilige Krankheitsbild zugeschnitten sind. Die Autorinnen nennen ihr einfach umzusetzendes, schmackhaftes Ernährungsprinzip, das einen Weg raus aus chronischen Prozessen ermöglichen soll, GutBalance. Die -Rezepte sind kulinarisch ansprechend, unkompliziert zuzubereiten und appetitlich fotografiert.

Mein Fazit: Schutzschild Darm ist ein optisch und inhaltlich sehr ansprechender Ratgeber für interessierte Laien und Betroffene und auf jeden Fall auch für therapeutische Fachkreise. Das Buch ist reich an Informationsmaterial und bietet genügend Anleitungen, um gut für unseren Schutzschild Darm sorgen zu können. Ein schön gestalteter und ein inspirierender Rezeptteil rundet den Ratgeber ab und hilft den Inhalt leicht umzusetzen.

Dr. Jutta Karthein