Bericht: AMT Wanderung “Was haben Darm und Mutterboden gemeinsam?”
Dieser Frage gingen wir im Rahmen unserer AMT- Heilpflanzenwanderung im Juni auf der Kampenwand nach.
Wir erinnerten uns, dass Hans Peter Rusch nicht nur die Grundlagen für unsere so geliebte mikrobiologische Therapie mit Dr. Kolb und Dr. Becker entwickelt hatte, sondern ebenso der Wegbereiter des ökologischen-biologischen Landbaus gewesen war, indem er herausfand, dass die Fruchtbarkeit eines Bodens von der Anzahl und Art der Mikroben abhängt. Während im Boden die Stoffwechselleistung der Mikroben für das Wachstum der Pflanze von großer Bedeutung ist (zum Beispiel ihre Fähigkeit Luftstickstoff zu binden, um es den Pflanzen zur Verfügung zu stellen), ist im Darm die Stoffwechselleistung der Mikroben bekannterweise für die Gesundheit und das Wohlergehen des Menschen von großer Bedeutung. Beides aktueller denn je!
Wir waren begeistert über die Vielfalt der Heilpflanzen auf dem Berg! So haben wir spannende Geschichten von Dr. Hartmut Dorstewitz und von Dr. Uwe Peters gehört und u.a. erfahren, dass …
… das Labkraut (Galium mollugo) auch heute noch für die Herstellung von Käse (Chester-Käse) verwendet wird.
… ein Tee mit Storchenschnabel (Geranium robertianum) Frauen mit Kinderwunsch gegeben wird/wurde.
… der Name Männertreu für alle Ehrenpreisarten (Veronica chamaedrys) eine ironische Anspielung sein soll, weil die Blüten beim Abpflücken so schnell abfallen. (Dabei ist nicht so ganz klar geworden, ob damit gemeint ist, dass „frau“ Männer nicht „abpflücken“ soll, oder ob es mit der Treue der Männer nur kurzweilig ist.)
… die Kornblume (Centaurea cyanus) die Vorlage für das royalblau ist, weil König Ludwig XIV die Kornblumen so geliebt hat.
… aus den Wurzeln der Wegwarte (Cichorium intybus) Inulin gewonnen wird.
… die Blüten des Johanniskrauts (Hypericum perforatum) sich um den Johannistag, dem 24.Juni öffnen und wenn man die Kronblätter zwischen den Fingern zerreibt, sie die Haut dunkelrot färben.
… Euphrasia (Augentrost, Euphrasia rostkoriana) Freude bedeutet, weil es nicht nur eine Freude ist, diese wunderschönen Blume anzuschauen, sondern auch bei Augenbeschwerden verwendet wird.
… Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) heilkräftig bei Frauenleiden ist und auch Marienmantel genannt wird, weil die Blätter eine wie in Falten gelegte Form haben und mithilfe der Wassertropfen, die die Pflanze aktiv an den Blatträndern absondert (Gutation), versuchten die Alchemisten des Mittelalters Gold herzustellen.
… geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) schon in der Antike gegen Reizungen der Mund und Magenschleimhaut eingesetzt wurde.
… Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) wurde früher bei Entzündungen im Mundraum, Koliken und Verdauungsbeschwerden verwendet. Die Wurzel enthält das ätherische Öl Eugenol, das schwach giftig ist.
… der Saft der Tollkirsche (Atropa belladonna) atropinhaltig ist und eine pupillenvergrößernde Wirkung hat. Frauen haben diesen Effekt früher zu Schönheitszwecken benutzt (Belladonna=schöne Frau).
… die Schafgarbe (Achillea millefolium=Tausendblatt) eine blutstillende und wundheilende Wirkung hat und bereits Achilles die Verletzungen seiner Krieger damit geheilt hat.
Spielerisch war der Austausch der Kollegen, wie sie die Phytotherapie mit der Mikrobiologischen Therapie miteinander im Alltag kombinieren. Scheinbar eine unschlagbare Kombination! Auf der Steinlingalm wurden wir mit einem sensationellen Ausblick und einem leckeren Essen nach der mitreißenden Heilpflanzenführung zusätzlich belohnt. Die Wanderung war eine sehr schöne Möglichkeit, über den Tellerrand hinwegzuschauen, Spaß miteinander zu haben und neue Netzwerke aufzubauen! Alle Mitwanderer waren sich einig, dass wir das unbedingt wiederholen müssen!